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Wie bewege ich mich heute umweltfreundlich?
Fahrräder und E-Bikes sind gegenwärtig mit Sicherheit die nachhaltigste Mobilitätsform bezüglich Energie- und Ressourcenverbrauch pro Kilometer. Aus Sicht der Nachhaltigkeit pro Kilometer sind sie auch effizienter, als das Gehen zu Fuß. Aus Sicht des Verbrauchs an fossilen Ressourcen zur Bereitstellung und zum teilweisen Ersatz der Antriebsenergie ist dabei E-Antrieb erstaunlicherweise dem muskelbetriebenen Fahrrad nicht einmal im Nachteil, selbst wenn man unterstellt, die elektrische Energie sei ausschließlich mit Kohlekraft erzeugt (energiechance.de/rad-kea.htm).
Der Ressourcenaufwand zur Batterie- und Antriebsherstellung wird jedoch im Vergleich zur reinen Muskelkraft erst gerechtfertigt, wenn das Rad über eine längere Zeit ausgiebig genutzt wird. Ich halte es bei so effizienten Lösungen nicht für sinnvoll, jedes Gramm an Ressourcen auf die Waagschale zu legen. Wichtiger ist die Frage, ob ein Fahrrad oder E-Bike einem Menschen Freude bereitet und ihn möglicherweise motiviert, Strecken mit diesem zurückzulegen und dann eben nicht mit dem Auto oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Und dann drehe ich die Hand nicht um, wenn jemand sich "sportlich" vorkommt, obwohl ein Elektromotor für ihn arbeitet oder ob der Strom aus Kohlekraft gewonnen wird, oder aus Solarzellen. Das ist alles gegenüber den anderen Verkehrsmitteln "Pillepalle". Schön, wenn jemand so leichte und ressourcenschonende Verkehrsmittel für seine tägliche Nutzung erschließen kann.
Freilich haben öffentliche Verkehrsmittel gegenüber dem Auto noch ein gutes Potential, Ressourcen jeglicher Art einzusparen. Insbesondere bei der Eisenbahn wird dieser Vorteil vermutlich manchmal überschätzt. Zahlenmaterial ist nur spärlich verfügbar. Ein ICE ist vermutlich pro Person und Kilometer teilweise energiehungriger, als ein voll besetzter sparsamer Diesel-PKW.
Nach den mir vorliegenden Informationen sind insbesondere Busse deutlich sparsamer, als alle anderen öffentlichen Verkehrsmittel. Die Förderung des Busverkehrs sollte also aus ökologischer Sicht noch vor den Eisenbahnen und anderen Nahrverkehrszügen Vorrang haben.
Wer sich heute einen privaten PKW zulegen will, dem rate ich aus Sicht der Nachhaltigkeit zu dem kleinsten und sparsamsten, auf dem Markt verfügbaren Diesel-PKW. Wer durch sein Kaufverhalten unbeeindruckt von meinen bisherigen Ausführungen durch einen Elektro-PKW Zeichen setzen will, dem rate ich explizit zum Kauf der leichtesten und sparsamsten verfügbaren Elektrofahrzeuge. Unter den Neufahrzeugen kenne ich gegenwärtig fast nur den Renault Twizzi oder einige Fahrzeuge älterer kleiner Elektroautohersteller. Durch den Kauf von schweren, PS-starken oder extrem reichweitenstarken Elektroautos werden aus meiner Sicht gegenwärtig ungünstige Signale gesetzt. Diese Fahrzeuge bescheren der Umwelt definitiv unterm Strich Nachteile und auch mittel- und langfristig wird diese Erde nicht die Ressourcen und die Energie aufbringen können, die solche Fahrzeuge benötigen würden, würde eine große Verbreitung großer Elektrofahrzeuge mit schweren Batterien stattfinden.
Nicht-ökologische Aspekte der Nachhaltigkeit
Unser Mobilitätsverhalten ist grundlegender Bestandteil menschlicher Freiheit. Faschistoide Diktaturen setzen unter anderem in der Kontrolle der Mobilität an, um ihre Bürger zu unterdrücken.
Überwachung auf der einen Seite und unangemessene Reglementierung der Bewegungsfreiheit auf der anderen Seite sind Einschränkungen, die wir unter keinen Umständen tolerieren sollten, sofern sie nicht wirklich angemessen im Verhältnis zum ökologischen Nutzen und ohne sinnvolle Alternativmaßnahmen ohne Freiheitsentzug und ohne Überwachung eingesetzt werden.
In diesem Sinne sind Verkehrsmittel zu bevorzugen, die spontan mit Barzahlung und ohne Preisgabe persönlicher Daten verwendet werden können. Dies spricht gegenwärtig leider gegen den rein ökologisch sonst so vorteilhaften Bus, da die neuen privaten Busreisenanbieter fast nur mit Nennung persönlicher Daten und per nicht anonymer Bezahlung über Internet genutzt werden können. Vorteilhaft sind diesbezüglich eher die Bahn, der Privat-PKW und insbesondere das Fahrrad und die eigenen Füße. Im Gegensatz zur Bahn mit überall aufgestellten Überwachungskameras und im Gegensatz zum PKW, der vor allem auf Autobahnen mittlerweile durchgehend überwacht und getrackt wird, bietet das Fahren mit dem PKW auf Nebenstrecken und das nicht motorisierte Fortbewegen gegenwärtig noch eine geringe Chance auf Anonymität.
Neben dem direkten Mobilitätsverhalten spielt bezüglich dieser Entwicklungen auch die geäußerte Meinung eine Rolle, die auf die Politik mehr Einfluss hat, als viele Bürger vermuten.
Allgemeine Einstellung zur Mobilität, die eigene Zeit und das psychische Erleben von Mobilität
Jede Form von Mobilität, von räumlicher Bewegung, beeinträchtigt in verschiedener Form die sich bewegende Person und die Umgebung. Das beginnt mit dem Zeitverbrauch. Das geht weiter mit der sich aus Bewegung ergebenden inneren Unruhe und Zerrissenheit und der Unruhe, welche der sich bewegende auf seine Umgebung ausstrahlt.
So lange sich eine Bewegung ruhig, ohne Hast und in einer Geschwindigkeit vollzieht, so dass auch bei relativer Unachtsamkeit des sich bewegenden oder der ihn umgebenden verweilenden Lebewesen keine große Gefährdung entsteht, hält sich diese Belastung in Grenzen.
Belastend wird Mobilität auch in dem Moment, wo der Zeitdruck und die Größe der überwundenen Distanz zwangsläufig dazu führt, dass die gesamte Strecke zwischen zwei Zielen fremd bleibt und jegliche Verbindung zu dem Leben zwischen den zwei Punkten vermieden wird. In diesem Fall bleiben Ruhende und sich Bewegende sich fremd, die sich bewegende bleiben "Eindringlinge", die nur als Belastung wahr genommen werden können.
Im Vergleich zum heutigen Mobilitätsverhalten halte ich die Verringerung von Mobilität ganz allgemein für ein sehr bedeutsames Ziel.
Diese Verringerung kann insbesondere durch Organisation von Wohnung zu Arbeitsplatz im nahen Umfeld oder in einer für die tägliche Nutzung des Fahrrads oder der Füße geeigneten Distanz erzielt werden. Es macht auch Sinn, seinen Freundeskreis oder die Pflege des Freundeskreises nach diesen Kriterien mit zu gestalten. Immerhin bleibt dann mehr Zeit und mögliche Zuwendung für Freunde verfügbar. Vermutlich werden räumlich nahe Freunde auch als hilfreicher und verlässlicher empfunden, als "Helikopter-Freunde", die in der Regel unvermittelt auftauchen, viel Staub aufwirbeln und bei Bedarf kaum verfügbar sind.
Auch vor einer familiären Trennung (Wegzug von einem familiären Umwelt, zu dem eine enge Verbindung besteht) können solche Fragen erwogen werden.
Bei diesen Fragen geht es wie gesagt nicht alleine um ökologische Aspekte. Auch das eigene Leben, die Lebenszeit und -Energie ist eine bedeutsame Ressource, die vom Mobilitätsverhalten merklich betroffen ist.
zuletzt aktualisiert am 05.12.2017
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