Wo blieb der VW L1?Die ersten Zeichnungen für den VW 1L fertigte Ferdinand Piech im Jahr 2000 einem Reporter auf einer Serviette an. Dieser Vorgang hat ganz offensichtlich nichts mit einer lang geplanten Aktion des Marketings oder der Unternehmensstrategie zutun, sondern er ist eher ein Hinweis darauf, dass Ferdinand Piech, der auch für Autos über 1.000 PS bekannt ist, der Öffentlichkeit signalisieren wollte, dass er auch für die Herstellung extrem sparsamer Autos zu gewinnen wäre. am 16.04.2002 fuhr Ferdinand Piech gemeinsam mit seinem Nachfolger Bernd Pischetsrieder den VW 1L öffentlichkeitswirksam von Wolfsburg nach Hamburg mit einem Verbrauch von unter 0,9 Litern. Das Fahrzeug war für meinen Geschmack nicht hässlich, aber definitiv nicht vom Marketing abgesegnet und die Design-Abteilung hat vermutlich auch nicht wirklich mitreden dürfen. Die Macher des Konzeptes waren eben keine erfahrenen Automobilisten, sondern hatten zuvor ultraleichte Mobile entwickelt, die mit Automobilen nichts zutun hatten. Diese Details zeigen, dass Ferdinand Piech sein Ziel einer echten Verbrauchs-Ansage mit einer Ernsthaftigkeit verfolgt hatte, die ich in der Automobilindustrie nie zuvor und auch nicht später erlebt hatte. Es verwundert angesichts der medialen Vernichtung des Lupo 3L, die ja bereits zuvor begonnen hatte, nicht, dass die Öffentlichkeit gar nicht auf die Idee kam, dass der VW 1L ein Auto hätte sein können. Viele hielten die Präsentation für ein reines Öko-Ablenkungsmaneuver ohne einen Willen zur Umsetzung. Aber VW präsentierte 2009 tatsächlich eine seriennahe Version, die dann L1 hieß. Der Verbrauch wurde mit 1,38 Litern angegeben. Das Design konnte sich sehen lassen Das Gewicht lag noch deutlich unter 400 kg. Während der erste Prototyp von einem 1-Zylinder mit Kurbelwellenstartergenerator angetrieben war, hatte der L1 dann einen Zweizylinder mit ordentlichen 800 ccm und war weitergehend hybridisiert. Aus meiner Sicht hätte vor Allem der L1 nicht hybridisiert werden müssen. Heute könnte so ein Fahrzeug mit um die 400 kg Leergewicht in Aluminium-Bauweise und mit einem Verbrauch um die 1,5 Liter für deutlich unter 20.000 Euro angeboten werden. Ich persönlich war von beiden Versionen absolut begeistert und ich bin überzeugt, dass vor allem der serienorientierte L1 ein attraktives Fahrzeug für den Weg zur Arbeit oder für Geschäftsreisen geworden wäre. Allerdings wurde die Präsentation des L1 weder von der Presse, noch von Umweltverbänden in irgendeiner Weise positiv hervorgehoben. Niemand sah in diesem Konzept eine echte Mobilitätsalternative oder forderte gar eine Weiterentwicklung des Konzepts zur Serie. Ich habe ferner aus Insiderkreisen meine Vermutung bestätigt bekommen, dass Piech für seine Arbeiten am 1-Liter-Auto auch Druck in die Gegenrichtung erhalten hatte. Auch der 2011 vorgestellte VW XL1 ist für mich ein grundsätzlich nicht uninteressantes Konzept. Es hatte jedoch mit den Ideen des VW 1L und des VW L1 nicht mehr allzuviel gemeinsam. Das Gewicht hatte sich trotz aufwändigster Leichtbauweise schlicht verdoppelt, die Leistung war enorm gestiegen und der zum Pluginhybrid mutierte verbreiterte Wagen, in dem die Personen nicht mehr hintereinander saßen, sondern nebeneinander, war ein vermutlich unbezahlbares High-Tech-Vehikel. Der XL1 wurde 200 mal gebaut und er ging nicht in das Eigentum der Besitzer über. So ist am XL1 vor allem traurig, dass er offenkundig die Weiterentwicklung eines echten 1,5-Liter-Autos beendete und dass er nun offenkundig nicht mehr als echtes Serienauto für Jedermann gedacht war. Der mit unter einem Liter angegebene Verbrauch basierte auf der mittlerweile üblichen verlogenen Verbrauchsangabe für Plugin-Hybride, bei der ein erheblicher Anteil der 100 km mit Batteriestrom gefahren wird und dieser Energie-Anteil in der Verbrauchsangabe schlicht unterschlagen wird. Es geht mir hier definitiv nicht darum, die Person Piechs zu verherrlichen, dem ja persönlich manchmal ein rücksichtsloses Verhalten attestiert wird. und ich will auch nicht den VW-Konzern hochloben, dessen Führungskultur ebenfalls manchmal in der Kritik steht. Ich halte es jedoch für bedeutsam, dass (an-)erkannt wird, dass zumindest im Falle von VW von Seiten der Industrie offenkundig die Bereitschaft signalisiert worden war, extrem viel sparsamere Autos anzubieten. Die Verantwortlichen Verhinderer einer Wendung zu sparsameren Fahrzeugen sind eher im Bereich der Medien und der Think-Tanks zu suchen, bzw. bei den Personen, die beide kontrollieren. Nebenbei ist im Zuge des so genannten "Dieselskandals" von Aktienverkäufen der Familie Piech die Rede, was beim Vergleich der Strafen in den USA mit dem Unternehmenswert vermutlich zwangsläufig ist, um das Unternehmen fortführen zu können. Dies erachte ich als schlichte Enteignung der Unternehmerfamilie und Nordrhein-Westfalens ohne echte rechtliche Basis (siehe auch Dieselskandal). Ich weiß nicht, ob ein Zusammenhang zwischen den sparsamen VW-Konzepten Lupo 3L und L1 zu solchen Maßnahmen besteht. Die erwähnten Unstimmigkeiten im "Dieselskandals" legen den Gedanken jedoch nahe, dass auch diese "Strafaktion" das Ziel verfolgt, den Verbrauch der Autos unverändert hoch zu halten. zuletzt aktualisiert am 05.12.2017 nach oben |